Wenn ich die Augen schließe

Coverfoto Wenn ich die Augen schließe
Copyright: Loewe

von Ava Reed
Loewe, 2020
Taschenbuch, 320 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-7432-0253-5
14,95 Euro

 

Nachdem Norah nach einem schweren Autounfall aus dem Koma erwacht, muss sie feststellen, dass ihr Kopf nicht mehr so funktioniert wie früher. Sie kann sich erinnern und weiß noch, wer sie ist, aber nicht, was sie zu der gemacht hat, die sie ist. Denn mit den meisten Erinnerungen verbindet sie keine Gefühle mehr. Was mag sie? Was kann sie gar nicht leiden? Was ist Norahs Lieblingsessen?

Die Gefühle sind beängstigend und deswegen verlangt sie als erstes nach ihrem besten Freund Sam. Er verspricht Sicherheit und Geborgenheit. Doch Sam ist gar nicht mehr ihr Freund. Wie konnte das passieren? Norah versteht die Welt nicht mehr. Zum Glück will Sam ihr trotz allem helfen und gemeinsam finden sie heraus, wer Norah ist und vor allem, wer sie wirklich sein will.

Meine Meinung:

Das neue realistische Jugendbuch von Ava Reed behandelt ein Thema, das uns alle angeht: Mobbing.

Das hübsche Cover lässt solch ein Thema gar nicht vermuten, aber eine persönliche Triggerwarnung von der Autorin weist gleich zu Beginn darauf hin. Zu dem Äußeren möchte ich vorab noch kurz sagen: Es ist eine Wickelbroschur, was ich optisch total schön finde, mich beim Lesen aber genervt hat. Mir war die zusätzliche Klappe, die ich auch nicht kaputt machen wollte, meist im Weg. Zum Glück lässt sich das Buch durch den gewohnt flüssigen Schreibstil schnell lesen und ich habe nichts beschädigt.

Nun aber mein Eindruck von der Geschichte selbst:

In der Schule ist Mobbing, denke ich, am schlimmsten und genau darum geht es in dem Buch. Außerdem geht es darum, nicht die Augen zu verschließen, sich einzusetzen, stark zu sein, zu lieben und zu kämpfen. Eine wichtige Message für Täter, Opfer und Zuschauer. Und ich wette, jeder von uns hat sich schon einmal in einer dieser Rollen wiedergefunden. Ava Reed geht sehr sensibel an das Thema heran und flicht dabei die wichtigsten Infos in die Handlung mit ein, ohne dass es zu erklärend oder herablassend wirkt.

Das Mobbing steht gerade am Anfang nicht so sehr im Fokus und spielt erst im Laufe der Handlung eine immer wichtigere Rolle. Was vor allem im Vordergrund steht, ist die Selbstfindung von Norah. Es ist schön zu verfolgen, wie sie immer mehr zu ihrem alten Ich zurückfindet.

Dennoch war mir der Verlauf an einigen Stellen zu plakativ und es ist schnell klar, worauf es hinausläuft. Auch das Mobbing wird teilweise übertrieben und als sehr heftig dargestellt. Obwohl es nicht immer so heftig sein muss, ist jede Form des Mobbings schlimm und ich denke, dass hier dieser Weg gewählt wurde, um die Leser wachzurütteln und ihnen vor Augen zu führen, was die Ursache und Wirkung von Mobbing ist.

Deswegen ist diese Geschichte ein guter Weg des Sich-bewusst-Werdens über das Thema und ich wünschte wirklich, es hätte dieses Buch schon zu meiner Schulzeit gegeben. Denn mir ist erst nach meiner Schulzeit aufgefallen, wie sehr ich mich manchmal verbogen habe und was ich alles getan habe, um dazuzugehören. Vielleicht hätte mich dieses Buch schon vorher zum Nachdenken gebracht.

Da ich glaube, dass es vielen Jugendlichen so geht, würde ich dieses Buch gerne an jeden von ihnen weitergeben. Es ist ein Buch, das Mut macht stark zu sein. Stark zu sein für sich und andere.

Insgesamt konnte das Buch für mich vor allem durch die wichtige Message punkten. Die Geschichte und einige Ereignisse erschienen mir manchmal eher als ein Mittel zum Zweck und mir hat oft die emotionale Tiefe bei den Figuren gefehlt. Man merkt aber, dass der Autorin das Thema sehr am Herzen liegt und wie gesagt, glaube ich, dass das Buch wirklich etwas verändern kann.

Carolin Wallraven, 21 Jahre

Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:

“Mein Name ist Norah. Von allen Dingen meines Lebens ist dies das einzige, dessen ich mir wirklich sicher sein kann. Denn ich habe einen Teil von mir vergessen – und mit ihm so viel mehr.”

Nach einem schlimmen Autounfall ist für Norah nichts mehr wie zuvor, sie kann sich zwar an viele Dinge aus ihrem Leben erinnern, aber ihre Gefühle sind dabei verschwunden. Inmitten von Hilflosigkeit und innerer Leere spürt Norah nur zu Sam, ihrem Sandkastenfreund, noch eine gewisse Nähe und eine Art der Verbundenheit, weshalb sich Norah sicher ist, dass nur er ihr helfen kann. Doch die beiden hatten seit Jahren keinen wirklichen Kontakt mehr, und so müssen sich Norah und Sam fragen, ob ihre Freundschaft noch vorhanden ist und überhaupt stark genug für all das, was noch vor ihnen steht. …

Meine Meinung:

Ava Reed. Allein dieser Name lässt mich, belehrt aus den vorherigen Begegnungen mit ihrem Schreibstil, bereits die Taschentücher zücken.

Unmittelbar nach dem Klappentext, dann sogar ständig im Buch selbst, sogar jetzt noch, habe ich mich gefragt; “Was würde ich an Norahs Stelle tun? Wenn ich mich an alles erinnern kann – außer an meine Gefühle?”. Eins kann ich euch sagen: der Gedanke daran ist verdammt hart. “Wer bin ich überhaupt, wenn ich selbst nicht mehr weiß, wie mir etwas gefallen hat? Was macht mich dann zu dem, was ich letztendlich bin?”

Besonders die Thematik geht einem sehr nahe. Man zerfließt vollkommen mit dem Buch, weshalb es besonders wichtig ist, dass der Leser das Buch nicht in einem psychischen Down lesen sollte. Nicht umsonst auch die Triggerwarnung. Ich finde es daher wichtig, dass man sich vor dem Lesen fragt “Bin ich bereit? – Für all das, was beim Lesen des Buches auf mich zukommen wird?”.

Norahs Entwicklung, ihre Selbstfindung ist einfach der Hammer! Sie ist keinesfalls unrealistisch oder übertrieben, und gerade deswegen sooo wertvoll! Ich liebe ihre Zweifel.

Und Sam hat das getan, von dem ich denke, dass es in unserem Alter nicht jeder getan hätte. Trotz all der Hürden zwischen den beiden hilft er ihr trotzdem und begleitet sie auf der Suche nach ihrem Ich.

Haaaachh! Das klingt doch so toll, oder? Und: Beinahe hätte ich es vergessen – Liebes Cover! Wir beide führen eine ganz große Liebe, ja?  Du, liebes Büchlein, du versteckst hinter deinem traumhaften Aussehen eine wunderbare und zutiefst rührende Geschichte!

In einem bin ich ganz fest überzeugt: Ava Reeds Worte gehen über bloße gedruckte Worte hinaus. Sie sind undefinierbar und so verdammt viel mehr!!

Bengisu Bor, 16 Jahre

 

 

 

 

 

 

 

 

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