von Raquel J. Palacio
aus dem Englischen von André Mumont
Hanser, 2013
gebunden, 448 Seiten
ISBN 978-3-446-24175-6
ab 11 Jahren
16,90 Euro
Ich weiß, dass ich kein normales zehnjähriges Kind bin. Ich meine, klar, ich mache normale Sachen. Ich esse Eis. Ich fahre Fahrrad. Solche Sachen machen mich normal. Nehme ich an. Und ich fühl mich normal. Innerlich. Aber ich weiß, dass normale Kinder nicht andere normale Kinder dazu bringen, schreiend vom Spielplatz wegzulaufen.
Auggie ist eigentlich wie die meisten Jungen in seinem Alter. Er spielt gerne Ball, X – Box und trifft sich in seiner Freizeit mit seinem Freund Christopher. Auch innerlich fühlt er sich wie ein normaler 10 – jähriger Junge. Doch eine Sache unterscheidet ihn von den anderen in seinem Alter: Sein Gesicht.
Auggie wurde mit einer Krankheit geboren. Er musste schon mehrere Operationen über sich ergehen lassen, die ihm geholfen haben, wieder richtig essen, hören und sehen zu können. Doch normal sieht er immer noch nicht aus. Viele Kinder rennen schreiend vor ihm weg, weil sie Angst haben und nicht verstehen, warum er so aussieht.
Auggie wurde sein ganzes Leben lang zu Hause unterrichtet, doch jetzt soll er endlich auf eine öffentliche Schule gehen und Unterricht mit Kindern in seinem Alter haben. Verängstigt wegen all den neuen Dinge, die auf ihn zu kommen werden, schafft er es trotzdem, sich der Herausforderung zu stellen und zum ersten Mal eine Schule zu betreten. Was ihn dort erwartet, ist nicht leicht, denn viele Kinder sind gemein zu ihm und ärgern ihn wegen seines Aussehens. Doch nicht alle sind so. Summer und Jack sind ihm auf Anhieb sympathisch, sie mögen ihn so wie er ist. Doch er erlebt immer wieder Enttäuschungen, die ihn an sich selbst zweifeln lassen, Anfeindungen von außen, die ihm sein Leben alles andere als einfach machen. Dennoch lernt er, dass es okay ist, so zu sein wie man ist. Dass Toleranz an erste Stelle steht und das Aussehen an letzter.
Auggie, die Hauptperson ist bereits ab der ersten Seite an sehr sympathisch. Er hat eine authentische und liebenswerte Stimme, die es dem Leser leicht macht, seine Geschichte kennenzulernen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und kindgerecht und trotzdem besonders und ein wenig poetisch. Das Buch ist aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschrieben worden. Aus der Sicht von Auggie selbst, von seiner Schwester, dessen Freund und Auggies Freunden sowie seinem Feind Julian. Jeder erzählt die Dinge aus seiner eigenen Perspektive, was für Abwechslung sorgt und die Dinge spannender macht. Generell gibt es gar nicht so viel Handlung in diesem Buch. Die selben Erlebnisse werden nur immer aus anderen Perspektiven erneut geschildert und Dinge anders wahrgenommen. Das ist das Einzige, das mich daran ein wenig gestört hat. Denn manchmal war es ein wenig langweilig, bestimmte Stellen nochmal erzählt zu bekommen. Doch generell lebt das Buch nicht von seiner Handlung, sondern eher von seiner Botschaft: „Versuche immer ein wenig netter zu sein, als es nötig ist“, wie es Auggies Lehrer ausdrücken würde. Und diese Botschaft verläuft durch das gesamte Buch.
Mir hat das Buch im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, denn es beinhaltet wunderschöne Worte, die den Leser dazu aufmuntern, über viele, eigentlich selbstverständliche Dinge, genauer nachzudenken. Jedoch bin ich mit dem Ende nicht wirklich zufrieden, da es meiner Meinung nach ein wenig unrealistisch ist, sowie mir manchmal spannende Handlungsstränge gefehlt haben. Dennoch ist es eine sehr gute Geschichte, gerade für jüngere Menschen.
Ich habe das Buch in der englischen Originalversion gelesen, von daher kann ich nicht sagen, ob die deutsche Version anders wirkt. Das Buch hat außerdem den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen und kommt im Januar 2018 in die Kinos.
Ich kann auf jeden Fall empfehlen, vorher das Buch zu lesen, denn es handelt sich um eine bewegende, herzerwärmende und wichtige Geschichte, die dazu anspornt, alle Menschen auf der Welt gleich zu behandeln, weil jeder von ihnen auf seine eigene Weise ein „Wunder“ ist, das verdient, respektiert zu werden.
Greta Schulte, 16 Jahre
Und hier kommt noch eine zweite Meinung zu diesem Buch:
August wurde mit einem entstellten Gesicht geboren, das schon viele Operationen hinter sich hat und die meisten Menschen verschreckt. Mit seinen 10 Jahren wird er jetzt erstmalig eine öffentliche Schule besuchen, was so einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Beispielsweise haben viele Kinder Angst vor ihm, ignorieren ihn oder mobben ihn. Trotz seiner Selbstzweifel und Ängste hält er tapfer durch und lernt am Ende sogar, sich selbst zu akzeptieren und gut zu finden, statt nach dem Sein eines normalen Jungens zu streben.
August ist ein unglaublich sympathischer, witziger und kluger Mensch, der mir direkt ans Herz gewachsen ist. Das Buch ist aus vielen verschiedenen Perspektiven, wie z.B. aus der Perspektive seiner großen Schwester Via oder seines besten Freundes Jack geschrieben. Dadurch kann man die Sichtweisen der einzelnen Personen besser verstehen. Zusätzlich gibt es noch einen weiteren Band, indem die Geschichte z.B. auch aus der Perspektive des Mobbers Julian geschrieben ist.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, egal ob jung oder alt, da es den wunderbaren Appell hat, alle Menschen auf der Welt mit gleich viel Respekt zu behandeln, jeden zu akzeptieren und sich weder von Vorurteilen noch von dem Strom der breiten Masse mitreißen zu lassen und sein Gehirn auszuschalten, sondern die Meinung anderer zu hinterfragen, sich seine eigene Meinung zu bilden und den Mut zu haben, diese zu sagen und sich für andere einzusetzen.
Sonja Schmitz, 14 Jahre