von Seif Arsalan und Annette Weber
Verlag an der Ruhr, 2018
Taschenbuch, 144 Seiten
Ab 13 Jahren
ISBN 978-3-8346-3805-2
6,50 Euro
Salem Aleikum! Das bedeutet Friede sei mit dir. Mit diesen Worten begrüßen wir uns in Syrien. Dieses Grußwort passt sehr gut zu meiner Situation, denn ich bin aus Syrien nach Deutschland gekommen, um hier in Frieden leben zu können.
Seif Arsalan ist nicht sein richtiger Name. Aber wenn er seine Geschichte unter seinem echten Namen schreiben würde, wäre es für ihn zu gefährlich. Schließlich ist er aus seinem Heimatland geflohen, weil er politisch verfolgt wurde. Und da ist es besser, nicht erkannt zu werden.
Seif ist heute zwanzig Jahre alt und lebt seit fast zwei Jahren als Flüchtling in Deutschland. Doch das Wort “Flüchtling” hört er nicht so gern. Er würde lieber sagen: „Ich bin Seif und ich komme aus Syrien“.
Damit wir Seif und seine Situation besser verstehen können, erzählt er uns viele private Dinge über sein Leben vor der Flucht. Wie seine Eltern sich kennenlernten und verheiratet wurden. Wie seine Mutter schwanger wurde und zuerst nur Töchter bekam. Warum sein Vater dann eine zweite Frau erwählte und eine neue Familie gründete.
Immer wieder musste Seif mit seiner Familie umziehen und die Schule wechseln, elf Mal insgesamt, aber er wollte immer schon lernen und etwas Technisches studieren. Denn daran hatte er schon als kleiner Junge Interesse und große Freude. Doch plötzlich änderte sich Seif´s Leben von Grund auf.
Eindringlich und sehr genau berichtet Seif aus der Sicht eines 14-Jährigen von den ersten Demonstrationen im Land und den darauf folgenden Unruhen. Von Machthaber Assads grausamen Verfolgungen und Folterungen, die auch Auswirkungen auf Seif´s Familie haben. Ihr Leben wird immer gefährlicher. Deshalb soll Seif zusammen mit seiner Mutter fliehen. Über die Türkei geht es, nach mehreren missglückten Versuchen, mit einem Boot über das Mittelmeer — auf die griechische Insel Lesbos und weiter nach Athen. Von dort per Lastwagen, Bus und zu Fuß nach Serbien und Slowenien, dann nach Österreich und Deutschland.
Auf der Flucht muss Seif sich um seine kranke Mutter kümmern, er muss die Verbindung zur Familie in Syrien halten, Geld auftreiben und sich mit betrügerischen Schleusern auseinandersetzen. Als er endlich auch einen gleichaltrigen Freund findet, muss er eine unmenschliche Entscheidung treffen.
Als Seif in Deutschland ankommt, will er nur eins. Frieden finden und in Sicherheit leben, sein Abitur machen und Mechatronik studieren. Immer wieder wird er durch bürokratische Hürden aufgehalten, aber er gibt nicht auf, er will sein Ziel erreichen.
Viele Menschen haben Seif auf seinem Weg unterstützt, sie haben mit ihm Deutsch gelernt und ihn in ihren Familien willkommen geheißen. Manche dieser Menschen sind seine Freunde geworden. Und die Journalistin Annette Weber hat ihn ermutigt, mit ihr zusammen dieses Buch zu schreiben.
Es ist in der Reihe K.L.A.R. reality erschienen. Hier kommen Jugendliche zu Wort, die offen und ehrlich ihre Schicksale schildern. Seif ist in dieser Reihe sehr gut aufgehoben.
Seine Geschichte ist autobiografisch, in den knappen Sätzen und kurzen Kapiteln steckt das Wesentliche allerdings oft zwischen den Zeilen. Man leidet mit Seif und hält vor Schreck den Atem an, man ist schockiert und entsetzt. Aber gleichzeitig auch voller Bewunderung, wie viel Kraft, Durchhaltevermögen und Mut ein Mensch aufbringen kann, um ein friedliches und sicheres Leben zu finden.
Seifs Geschichte öffnet einem die Augen und hält einem den Spiegel vor. Denn er ist eben nicht einer aus der anonymen Masse der Flüchtlinge, die wir immer wieder in den Fernsehbildern sehen. Er ist ein Mensch mit einer bewegenden Geschichte, der in Deutschland wirklich ankommen möchte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ein sehr eindrückliches Buch, das niemanden kalt lassen kann. Vor allem auch als Klassenlektüre zu empfehlen.
Monika H.
Unter https://geschichte21.de/seif-arsalan/ könnt ihr auch noch ein interessantes Interview mit Seif Arsalan nachlesen.!
Hallo,
auf meinem Blog startet heute eine Blogtour zu Syrien. Dieses Buch ist dafür der Auslöser, meine Rezension findest du hier – ich habe deine Rezension dort verlinkt.
Grüße
Daniela