Der geheime Himmel

Coverfoto Der geheime Himmel
Copyright: dtv

von Atia Abawi
aus dem amerikanischen Englisch von Bettina Münch
Dtv, 2017
Taschenbuch, 336 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-423-71753-3
9,95 Euro

„Er ist ein entfernter Verwandter meines Vaters. Er sei auf der Suche nach einer Frau, haben sie gesagt, und er würde gut für mich sorgen. Außerdem sind sie wohlhabend – sie haben ein Motorrad.“

 Fatima lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Afghanistan. Sie ist eine Hazari, ein Bauernmädchen, und muss sich den strengen Regeln ihrer Familie und des Dorfes unterwerfen. Wasser holen, Brot backen, auf die kleinen Geschwister aufpassen und das Haus in Ordnung halten, das sind ihre täglichen Aufgaben. Mit Jungen zusammenzutreffen oder gar mit ihnen zu reden, ist ihr streng verboten, denn es bringt Schande über ihre Familie.

Als Samiullah, der Sohn einer Nachbarsfamilie, nach dem Studium in sein Dorf zurückkehrt, trifft er zufällig auf Fatima. Als Kinder haben die beiden immer zusammen gespielt und waren beste Freunde, auch wenn ihre gesellschaftliche und ethnische Stellung, Samiullah ist Paschtune, nicht zueinander passten.

Diese Freundschaft dürfen sie nun, als junge Erwachsene, nicht mehr leben. Ihre Eltern verbieten ihnen jeglichen Kontakt miteinander. Schlimmer noch, sie versuchen Fatima so schnell wie möglich als Zweitfrau an den besten Freund von Fatimas Vaters zu verheiraten.

Doch Sami und Fatima können ihre Gefühle füreinander nicht verheimlichen. Sami überredet Fatima dazu, ihn heimlich zu treffen. Die beiden unternehmen lange Spaziergänge und reden miteinander. Bei einer dieser verbotenen Zusammenkünfte werden sie beobachtet –  von Samis Cousin Raschid. Der hat sich einer Gruppe von fanatischen Sittenwächtern angeschlossen und verrät das Liebespaar. Sami und Fatima bleibt nur eine Möglichkeit, sie müssen fliehen. Doch das bedeutet für ihre Familien und sie selber die grausame Verfolgung der Sittenpolizei…..

Atia Abawi, die Autorin dieses aufrüttelnden Romans, weiß, wovon sie schreibt. Sie ist selbst das Kind afghanischer Eltern und hat lange Jahre als Korrespondentin in Afghanistan gearbeitet. So kann sie sich gut in die traditionelle Welt dieses Landes und seiner vielen verschiedenen Völkergruppen hineinversetzen. In dieser ergreifenden und sehr einfühlsamen Geschichte gibt sie den Blick frei auf eine Gesellschaft, deren Werte uns Europäern fremder nicht sein können. Atia Abawi beschreibt eine große heimliche Liebe, die auch an den schlimmsten Grausamkeiten nicht zerbricht. Aber sie hinterlässt den Leser auch fassungslos, was Menschen auf dieser Welt anderen Menschen antun können.

Dieses Buch ist ein wichtiges Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, denn es gibt dem Leser eine Ahnung davon, warum es in manchen Ländern so schwierig ist, Frieden und Sicherheit  zu bekommen, wenn traditionelle, kulturelle und religiöse Werte so viel mehr Gewicht haben als die persönliche Freiheit des Menschen.

Monika H.

 

 

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