Der große schwarze Vogel

Coverfoto Der große schwarze Vogel
Copyright: Beltz & Gelberg

von Stefanie Höfler
Beltz & Gelberg, 2018
gebunden, 186 Seiten
ab 12 Jahren
ISBN 978-3-407-75433-2
13,95 Euro

Wirf deine Angst in die Luft.
Bald ist deine Zeit um, bald
wächst der Himmel unter dem Gras,
fallen deine Träume ins Nirgends.
Noch duftet die Nelke, singt die Drossel.
Noch darfst du lieben, Worte verschenken- noch bist du da.

An einem Sonntag ist Bens Mutter gestorben. Ohne Vorwarnung , ganz plötzlich. Am Tag davor war sie noch ganz lebendig. Jetzt wird sie aus dem Haus getragen. Der 14jährige Ben und sein kleiner Bruder Krümel gehen ganz unterschiedlich mit diesem Unglück um.  Während Ben es einfach nicht glauben kann und sich vorkommt, als wäre er geschrumpft und in einem ganz neuen fremden Leben gelandet, stellt sich sein kleiner Bruder der traurigen Situation auf seine Weise. Er versteckt eine kleine Feder im Nachthemd seiner Mutter. „Die kann sie mitnehmen und wenn sie im Himmel ist, schickt sie sie mir wieder runter, und dann weiß ich, dass sie gut angekommen ist.“

Während Ben sich in schönen Erinnerungen und aufrüttelnden Träumen an seine lebenslustige Mutter verliert,  scheint sein eigenes Leben irgendwie still zu stehen. Gut, dass sein bester Freund Janus zu ihm steht und Krümel, sein kleiner Bruder sowieso. Als Ben dann auch noch ganz unerwartet von der sonst unnahbaren Lina gute Ratschläge bekommt und sie ihn mit i h r e r tragischen Geschichte konfrontiert, ist Ben völlig verwirrt und kopflos.

Aber es passieren auch unverhofft kleine, beglückende Dinge, mit denen niemand gerechnet hat…

Die Autorin, Stefanie Höfler, hat mit diesem Buch ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Ich mochte sie schon bei ihren ersten Büchern „Mein Sommer mit Mucks“ und „ Der Tanz der Tiefseequalle“ sehr, aber jetzt hat sie mich noch einmal positiv überrascht.

Stefanie Höfler hat wirklich eine ganz besondere Gabe, sich in ihre Protagonisten hineinzuversetzen und deren Gefühle und Gedanken absolut echt und lebensnah wiederzugeben. Sie schafft es, dass Ben und Krümel einem nicht nur sofort ans Herz wachsen, sondern auch ganz schnell so vertraut werden als wären es die eigenen Geschwister.

Dazu benutzt die Autorin eine sehr elegante, stilvolle und passende Sprache, so dass man ihr jedes Wort dieser Geschichte gern abnimmt. Nichts ist aufgesetzt oder übertrieben, jedes Wort stimmt und ist stimmig. Besonders schön finde ich auch ihre Einschub-Kapitel zum „Davor“ und „Danach“, die der Geschichte immer wieder eine neue Wendung geben und durch die man auch Bens und Krümels Mutter auf eine ganz eigene und besondere Weise recht gut kennenlernt.

Das Cover mit den verschiedenartigen und farbenfrohen Herbstblättern passt grandios zur Geschichte, da Ben, Krümel und ihre Mutter große Naturliebhaber sind und eine ganz besondere Verbindung zu Blättern und Bäumen haben, die Stefanie Höfler immer wieder herausarbeitet.

Auch wenn dieses Buch ein schweres Thema hat, so ist es keinesfalls belastend, sondern hat eine mitfühlende Leichtigkeit, die einen zwar nachdenklich stimmt,  die aber nicht düster und bedrückend ist.

Ich kann dieses anrührende Buch unbedingt empfehlen und hoffe, dass es viele Auszeichnungen bekommt.

Monika H.

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