Diese eine Lüge

Coverfoto Diese eine Lüge
Copyright: Thienemann

von Dante Medema
aus dem Amerikanischen von Bettina Obrecht
gebunden, 377 Seiten
Thienemann, 2020
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-522-20271-8
18,00 Euro

Delia hatte schon immer das Gefühl nicht so ganz dazuzugehören. In ihrer Familie fühlt sie sich immer wieder fehl am Platz und tief in sich drin weiß sie, dass es einen Grund dafür geben muss. Lange hatte sie den Verdacht adoptiert zu sein, was ihre Eltern jedoch abstreiten. Ihr Abschlussprojekt in der Schule soll ihr nun Gewissheit verleihen. Mithilfe eines Gentests will sie ihren Wurzeln auf die Spur kommen und dies dann in lyrischer Form verarbeiten. Doch auf das, was sie tatsächlich herausfindet, ist sie nicht vorbereitet.

Jack Bisset wird ihr als Vater angezeigt. Fünfzig Prozent ihrer DNA stimmen überein. Aber Jack ist nicht ihr Dad. Er ist der fremde Teil, irgendwo da draußen in der Welt, der doch auch irgendwie zu ihr gehört. Hat sie von ihm ihre Liebe zur Lyrik, hat er dieselbe Angewohnheit, Worte erst hundert Mal zu überdenken, bevor er sie ausspricht? Wer ist Jack und was hat sie von ihm geerbt?

All diese Fragen stellt sich Delia in ihrer Abschlussarbeit. Dabei hilft ihr Kodiak. Ihr bester Freund aus der Kindheit, in den sie damals schon total verknallt war. Aber in den letzten Jahren ist viel passiert und alle warnen sie vor ihm, da er sich in dieser Zeit einen nicht sonderlich guten Ruf eingefangen hat. Aber Delias Herz kennt Kodiak. Sie weiß, wer er ist, aber kann sie auch herausfinden, wer sie selber ist und sein will?

Ich stelle es mir echt nicht leicht vor, herauszufinden, was Delia herausgefunden hat. Sie hatte ihr Leben lang das Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Dass sie nicht zu einhundert Prozent in ihre Familie passt. Dass sie immer wieder aneckt. Und dann erfährt sie auf einmal, dass sie die ganze Zeit Recht hatte.

Delias Identitätskrise wird wahnsinnig gut dargestellt. Sie fragt sich, welche Eigenschaften sie von Jack geerbt hat und was das alles für sie bedeutet. Delias Situation ist natürlich sehr spezifisch, aber die Fragen, die sie sich stellt, stellen sich, glaube ich, viele Menschen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Wer bin ich? Welche Eigenschaften habe ich von meinen Eltern geerbt? Wie ähnlich bin ich meinen Eltern? Welche Eigenschaften sind genetisch bedingt und welche liegen an der Erziehung meiner Eltern? Delia geht all diesen Fragen nach und versucht Antworten auf etwas zu finden, was man gar nicht sicher und verallgemeinernd beantworten kann.

Ich denke, dass Delias Gedanken zu den einzelnen Fragen so einigen jungen Menschen helfen könnten, die auf der Suche nach sich selber sind, denn meistens hat man die Antwort ja direkt vor der Nase. Besonders gut hat mir außerdem gefallen, dass es zwischendurch im Text Chatverläufe und Emails zu lesen gibt, was ich persönlich immer total gut finde, da die Erzählform so viel abwechslungsreicher gestaltet ist. Der Hauptteil des Buches ist jedoch in Versen geschrieben und verkörpert somit quasi Delias Abschlussarbeit, in der sie sich ja lyrisch mit ihrer Herkunft auseinander setzen wollte. Das fand ich total spannend und sehr angenehm zu lesen, sodass ich das Buch zwischendurch kaum aus der Hand legen konnte.

Ann-Kathrin Opiolka, 18 Jahre

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