von Teri Terry
aus dem Englischen von Petra Knese
Coppenrath, 2019
gebunden, 494 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-649-63419-5
20,00 Euro
Die Vorgeschichte zur Gelöscht-Trilogie:
Ava und Sam führen zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein können. Sam ist die Tochter des stellvertretenden Premierministers. Das bedeutet für sie: Ein Leben voller Schein und Lächeln, obwohl sie unglücklich ist. Nicken, obwohl sie Nein sagen will.
Und zum Nein- Sagen gibt es allen Grund, denn zurzeit ist die Lage in Großbritannien sehr angespannt. Die Grenzen sind zu, die Europäische Union Geschichte. Ava hat dadurch ihre schwedische Mutter verloren. Sie versucht zusammen mit ihrem Vater so gut es geht über die Runden zu kommen. Ihr Stipendium bedeutet für sie eine sicherere Zukunft. Ava soll Sam Nachhilfe geben und so lernen die beiden sich kennen. Ungefähr zeitgleich bricht in England das große Chaos aus.
Es bildet sich Widerstand gegen die Regierung. Jugendliche gehen auf die Straße. Manche nutzen Gewalt und Terrorismus. Doch diese Gewalt wird mit noch mehr Gewalt erwidert. Die Regierung setzt sich mit allen Mitteln zur Wehr und schon bald gibt es Ausgangssperren und viele weitere Verbote für die Jugendlichen, die beim Überschreiten der Regeln hart bestraft werden. Die Jugendlichen werden als Bedrohung angesehen, dabei sind sie nicht diejenigen, die damals für den Ausstieg aus der EU gestimmt haben.
Meine Meinung:
Dieses Buch erzählt die Vorgeschichte zur Gelöscht-Trilogie. Ich muss gestehen, dass es bei mir schon länger her ist, dass ich diese Reihe gelesen habe. Deswegen habe ich dieses Buch recht unabhängig davon gelesen. Erst danach habe ich meine Erinnerungen wieder ein bisschen aufgefrischt und muss sagen, dass „Exit Now!“ ein sehr gutes Prequel (Vorgeschichte) ist. Die Geschichte fügt sich gut mit der bereits bestehenden zusammen. Ich denke, dass es Spaß machen würde, alle Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Trotzdem kann man dieses Buch auch als interessanten Einzelband lesen.
Denn es geht um ein sehr aktuelles Thema. Ich finde die Ideen der Autorin zum Brexit sehr interessant. Teilweise etwas dramatisiert, aber doch mit einem wahren Kern. Denn die Jugendlichen können wirklich nichts dafür, wollen mit Protesten ihr Land zurück auf den richtigen Weg führen und werden dann für alles Schreckliche verantwortlich gemacht. Ein bisschen so wie bei uns mit den Fridays for future. Die Jugendlichen haben erkannt, dass sich etwas ändern muss und die Regierung hört ihnen nicht zu.
Was ich außerdem sehr ansprechend finde, ist, dass es sich hierbei um die Entstehungsgeschichte eines schlimmen Regimes handelt. In den meisten Dystopien ist es eher umgekehrt. Es besteht bereits eine gewalttätige, unterdrückende Gesellschaft und diese wird im Laufe des Buches oder einer Reihe zu Fall gebracht. Es war interessant zu verfolgen, wie schnell so ein Gewaltregime entstehen kann und auch faszinierend. Denn man fragt sich ja immer, wie die Leute so etwas zulassen konnten und das hat die Autorin sehr schön und plausibel erklärt.
Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, der mir wirklich überhaupt nicht gefallen hat. Die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird. Zum einen wird alles sehr analytisch berichtet. Alles wird begründet und es gibt nichts zwischen den Zeilen. Das war mir zu plakativ und stellenweise belehrend. Zum anderen wurde alles ohne viel Gefühl erzählt. Wie gesagt, habe ich die Gelöscht-Trilogie schon gelesen und da habe ich noch einige bewegende Momente in Erinnerung. Diesmal hat mich nichts wirklich berührt oder mitgenommen. Ich konnte mich nicht sehr gut in die Protagonistinnen hineinversetzen und selbst ihre Gefühle wurden so merkwürdig thematisiert. Als würden sie direkt noch psychisch analysiert.
Es ist schade, denn diese Tatsache hat mir die Freude am Buch ein bisschen verdorben. Oft bin ich beim Lesen darüber gestolpert. Dadurch ist diese gute Idee für eine wirklich gelungene Vorgeschichte so ziemlich in den Sand gesetzt worden.
Carolin Wallraven, 20 Jahre
Und hier kommt noch eine völlig andere Meinung zu diesem Buch:
So viele Worte. So viel Bedeutung und so viele Emotionen.
Einfach so unglaublich… echt … aktuell … nahegehend.
Einfach unfassbar. Wow…
Diese Besprechung ist ein wundervoller Beweis dafür, dass wir Menschen nun mal nicht alle gleich sind. Ich denke, man kann Carolins und meine Rezension ganz gut im Gegensatz zueinander stellen. Wir müssen nicht alle dieselbe Meinung und Auffassung vertreten , und so ist es auch gut. Sonst wäre es doch auch langweilig, oder? 😄
Ich kann es einfach nicht glauben, wie schön Bücher sein können. Welche Worte in ihnen stecken, was sie mit jemanden anstellen können und welche, noch unentdeckte, Teile des Gehirns sie berühren. Unglaublich.
Mein Gehirn fühlt sich gerade wie der (positive) Anblick von explodierendem Sprengstoff an.Voll von Emotionen und einem riesigem Staunen. Nehmt es mir daher nicht zu übel, wenn meine Emotionen nur gerade so raussprudeln. …
All diese wirklich kostbaren Worte, die Teri Terry gefunden hat… diese schönen Ideen… und vor allem diese äußerst gute Umsetzung. Ich glaub, ich werde erstmal etwas brauchen um darüber hinweg zu kommen. .. Soo schön!
Was ich ganz gern mag, ist das Cover. Genauso wie der Klappentext spiegelt es das Buch nahezu perfekt wieder. Unglaublich, wie ausdruckslos und gleichzeitig widerstandsvoll das Gesicht vom Cover herunterschaut.
Auch die ganzen schönen Wortspiele und angewendeten sprachlichen Mittel der Autorin sind einfach genial. Vielleicht achtet man nicht gerade beim Lesen darauf, aber schon ohne einen Einblick ins Buch findet man schon eins:
„Die 15-jährige Sam lebt wie in einem goldenen Käfig.“
Dieser Satz sagt auch im Bezug auf den Titel einfach so viel aus. Gold verbinden wir alle als etwas eher Positives, als Geld, und dann kommt dieser Käfig…
Beinahe könnte es doch nicht abwertender sein, oder?
Gefangen im goldenen Käfig, ohne Freiheit, und dann der Titel Exit now!… das klingt einfach wie nach dem Motto „Flieh, tu etwas, sonst bist du gefangen! Geld oder Macht?“ Ich finde es einfach genial!
Es gibt in diesem Buch ganz viele Dinge, bei denen man selbst entscheidet: überlesen, oder etwas hinein interpretieren?
Ich habe alles vor Augen. Jede Handlung, alle Geschehnisse. Teri Terry betrachtet Freiheit mit einer sehr schönen Weise. Und das wichtigste: sie kann es vermitteln!
Ihre Sprüche bzw. Stimme von den Premierministern und Oppositionen sind der Hammer!
„Dass ich noch atme, weiß ich bloß, weil es immer und immer weitergeht.“
Wir haben zwar zeitgleich in der Schule ebenfalls das Thema Freiheit, aber die ganzen Ausschnitte, die wir in den Lektüren lesen, sind gar nichts im Vergleich zu Exit now!
Dieser Schreibstil ist ein Traum von geschmolzenen Marshmallows – leicht und trotzdem irgendwie schwer. Man liest, nein verschlingt es, und geht am Ende oder sogar zwischen den einzelnen Kapiteln nochmals alles durch, weil es so realistisch ist!
Der Brexit und der Klimaschutz sind zurzeit Themen, die einfach jeden Jugendlichen berühren sollten.
Da das mein erstes Buch von Teri Terry ist, kann ich kaum erwarten mehr zu lesen! Ich brauche dringend mehr…
Ich bin so unglaublich zufrieden, dass Terry Teri das Buch so verfasst hat, genau so, wie es ist! Es gibt den Jugendlichen (und in irgendeiner Weise auch den Erwachsenen) eine Stimme. Und (zum Bezug auf Ihre Danksagung) JA, sowas möchte man lesen! Es ist stark. Es bringt die Leser zum Überlegen und vor allem: es erreicht etwas!
Bengisu Bor, 14 Jahre