von Abdullah Al Sayed
Arena, 2018
Paperback, 214 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-401-60329-2
9,99 Euro
„Manchmal finde ich es wirklich frustrierend. Dann muss ich mich daran erinnern, wie unwichtig es eigentlich ist, was manche Leute von einem denken. Hauptsache, die Kinder und Erzieher in meinem Heim sind nett zu mir. In meiner Klasse zum Beispiel behandeln sie mich fast alle ganz normal. Wie Abdullah. Nicht wie einen Flüchtling.“
Abdullah ist 16 Jahre alt, als er nach Deutschland kommt. Er ist ein UmF, ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling, der aus Syrien geflohen ist. Vor einem brutalen Krieg, in dem sein Vater getötet und sein älterer Bruder verschleppt worden ist. Abdullah lebt zuerst in einem Kinderheim im Harz, später in einer Wohngruppe mit zwei anderen Jugendlichen zusammen. Er will Arzt werden und setzt alles daran, sein Abitur zu machen und zu studieren. Doch zuerst muss er Deutsch lernen, sich in einem fremden Land eingewöhnen, mit ganz neuen Gepflogenheiten und vielen Vorurteilen zurechtkommen. Aber er lässt sich nicht aufhalten, er will und muss sein Ziel zu erreichen.
Abdullah´s Geschichte wird in Rückblenden erzählt. Er schildert sein unbeschwertes Leben in Syrien vor dem Krieg, die gravierenden Veränderungen, die das Land durch den Machthaber Assad und den IS erlebt hat, die Gräueltaten, die die Menschen ertragen mussten, bis sie oft keinen anderen Weg mehr sahen als die Flucht aus der Heimat.
Abdullah erzählt präzise von den Stationen seiner Flucht, die schneller endete, als er gedacht hatte. Von seinem zweiten Versuch, das Land zu verlassen und von seiner Familie, die ihm in kleinen Gruppen folgte.
Er berichtet von seinen Träumen, seinen Hoffnungen und Ängsten, von Rückschlägen und Anfeindungen, aber auch von Menschen, die an ihn glaubten und ihm geholfen haben.
Abdullah hat seine Geschichte der Journalistin Kerstin Kropac erzählt. Sie hat sie aufgeschrieben und und veröffentlicht. Dabei bleibt sie selbst ganz im Hintergrund, sie lässt Abdullah als Ich-Erzähler agieren. Und das ist mein einziger Kritikpunkt an dem Buch. Dadurch wirkt Abdullah´s Geschichte manchmal etwas distanziert, Man merkt, dass sie eben nicht von ihm selbst geschrieben ist.
Aber trotzdem: Es ist eine gute Geschichte, die dem Leser viel erklärt und verständlich macht. Die einen guten Einblick in die Probleme und Schwierigkeiten gibt, mit denen Flüchtlingskinder zu kämpfen haben. Die zeigt, wieviel Mut und Kraft dazu gehört, in einem völlig anderen Land mit einer sehr unterschiedlichen Kultur Fuß zu fassen.
Es ist ein eindringliches Buch, das niemanden kalt lassen kann und sehr nachdenklich macht.
Monika H.