von Kim Liggett
gebunden, 412 Seiten
Dressler, 2020
ab 15 Jahren
ISBN: 978-3-7915-0162-8
22,00 Euro
Tierney lebt in Garner County, einer Stadt fest in der Hand der Männer. Es herrscht der Glaube, den Frauen würde eine gefährliche Magie innewohnen, welche die Männer in den Wahnsinn treiben würde. Um diese unschädlich zu machen, werden die jungen Mädchen für ein Jahr auf eine abgeschiedene Insel verbannt. Dort leben sie eingeschlossen hinter Zäunen und sollen sich ihrer Magie stellen und diese überwinden. Doch es kehren niemals alle Mädchen unbeschadet zurück, um dann in Garner County zu arbeiten oder zu heiraten und den Männern Söhne zu gebären. Irgendetwas lockt sie nach draußen. Raus aus der sicheren Umzäunung. Dort lauern die Wilderer, welche Jagd auf sie machen, um ihre Einzelteile als wundersame Elixiere an die Stadtbewohner zu verkaufen.
Tierney steht dem ganzen Glauben an Magie schon immer skeptisch gegenüber, aber jede Äußerung ihrerseits wäre Hochverrat und würde ihren Tod bedeuten, also fügt sie sich und tritt ihr Gnadenjahr an. In der Wildnis merkt sie schnell, dass die wahre Gefahr gar nicht von den Wilderen ausgeht, sondern von den Mädchen selbst. Und am Ende ist es ausgerechnet ein Wilderer, der sie mehrfach vor den Mädchen rettet. Alles was Tierney in ihrer Jugend eingetrichtert wurde, wird in Frage gestellt und offenbart am Ende doch nur die hässliche Wahrheit hinter Garner County.
Garner County ist wirklich ein furchtbarer Ort. Die Frauen werden dort auf jede nur erdenkliche Weise erniedrigt und entehrt. Jeder kleinste Funken der Rebellion wird im Keim erstickt und hart bestraft. In so einer Umgebung ist es nicht leicht, standhaft zu bleiben und sich nicht der Mehrheit zu beugen. Tierney hat gelernt für sich selbst zu leben und all die explosiven Gedanken für sich zu behalten. Sie träumt von einem Mädchen, das ihr den Weg in die Freiheit zeigt. Sie will sie unbedingt finden, will die Welt für all die Frauen besser machen, will ihnen das Recht geben zu leben.
Aber alleine das Träumen ist den Frauen schon nicht gestattet, da sie angeblich auf diese Weise ihre Magie verschleiern. Der Glaube an die Magie und die Angst der Männer vor dieser rechtfertigt quasi alles. Jeder noch so kleine Fehltritt einer Frau, kann im schlimmsten Falle sogar mit dem Tod bestraft werden. Doch Tierney lässt sich trotz allem nicht unterkriegen.
Ich finde es beeindruckend, dass Tierney immer weiter und weiter macht. Obwohl sie nach den Regeln des Countys erzogen wurde, lebt sie nach ihren eigenen Regeln und hinterfragt das Gnadenjahr. Egal wie aussichtslos die Situation scheint, sie gibt nicht auf. Dadurch lernt sie, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint. All die Regeln im County scheinen nicht mehr dem Schutz vor Magie zu gelten und die verachteten Wilderer sind am Ende auch nur Söhne, die ihre Familien ernähren müssen.
Ich finde es sehr wichtig, dass man sich bewusst ist, dass nicht immer alles nur schwarz- weiß ist, wie man vielleicht zu glauben vermeint. Jeder Mensch hat seine Geschichte und man sollte niemanden einfach verurteilen ohne zu wissen, was diese Person schon alles durch machen musste.
Dieses Buch hat mich sehr gefesselt, ich bin ein Riesenfan!
Ann -Kathrin Opiolka, 18 Jahre