von Nina LaCour
aus dem Amerikanischen von Nina Schindler
Fischer, 2011
Taschenbuch, 316 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-596-809755-2
7,99 Euro
„Als sie lachte, lachte ich auch, ich hörte ihr kaum zu und dachte nie: Das ist das letzte Mal, dass ich dich lachen höre. Und als sie dann aufstand, um zu gehen, habe ich wohl kurz weggeschaut, und sie muss ihr Tagebuch unter mein Bett geschoben haben, und ich habe an irgendwas Unwichtiges gedacht, ohne zu ahnen, was kommen würde.“
Caitlins Welt bleibt stehen, als ihre beste Freundin Ingrid sich aus dem Nichts das Leben nimmt. Es gibt so viele Fragen, die für sie unbeantwortet bleiben, denn niemand versteht, warum sie es getan hat. Hätte Caitlin ihr nicht sogar helfen können?
Doch dann entdeckt sie eines Tages Ingrids Tagebuch, in dem die ihr wahres Ich aufgeschrieben hat und Caitlin somit Dinge erfahren lässt, von denen sie nie gewusst hat. Vieles beginnt auf einmal Sinn zu ergeben, andere Dinge scheinen noch viel verwirrender. Doch nach und nach bekommt Caitlin eine neue Sicht auf die Dinge und kann so endlich anfangen Abschied zu nehmen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfühlsam, gefühlvoll, poetisch und authentisch. Jedes Wort der Protagonistin klingt echt, als würde es direkt aus der Seele von Caitlin kommen. Generell ist Caitlin ein Mädchen, das man von der ersten Sekunde an ins Herz schließt, da ihre traurige und erschütternde Geschichte sie so offenbart und damit einen tiefen Blick in ihr Innerstes zulässt. Mitzuerleben, wie die erst Sechzehnjährige mit dem Verlust ihrer besten Freundin umgeht, ist sehr intensiv und emotional. Die Art, wie sich Caitlin mit dem Tod beschäftigt, ging mir beim Lesen sehr nah, da ihre Worte eine Besonderheit haben, die eine starke Nähe aufbaut und direkt unter die Haut gehen. Zu sehen, wie sie nach dem Vorfall wieder zur Schule geht und dort mit Frustration und Wut umgehen muss, was sie vor allem im Kunstunterricht erlebt, ist sehr aufwühlend und manchmal schwer zu ertragen, da man so sehr mit Caitlin mitfühlt. Doch genauso sehr ist man gepackt, wenn sie gute Erfahrungen macht, neue Freunde findet und so auch neue Hoffnung schöpft.
Fotografie spielt in diesem Buch eine große und wichtige Rolle, da Caitlin und Ingrid beide sehr gerne fotografiert haben, doch nach Ingrids Tod sieht Caitlin anders auf ihr Hobby. Generell beinhaltet das Buch wunderschöne Zeichnungen, die perfekt zur Geschichte und zu Ingrids Tagebuch passen.
Die Tagebucheinträge von Ingrid sind sehr kurz gehalten und sind auch keine richtigen Einträge, sondern viel mehr Briefe an bestimmte Personen oder Dinge. Das fand ich ein wenig schade, denn ich glaube, dass mehr solcher Briefe gut getan hätten, um Ingrid als Person besser kennenzulernen. Ein starker Kritikpunkt ist der, dass in diesem Buch unglaublich viele sprachliche Fehler vorhanden sind, die so auffällig und häufig waren, dass es manchmal schon beim Lesen störte. So fand ich auch manche Wörter komisch übersetzt, da diese überhaupt nicht zur sonst eher jugendlichen Sprache von Caitlin passten.
Dieses Buch handelt von dem tragischen Verlust eines geliebten Menschen, der Verzweiflung und der Hoffnung, der Suche nach Antworten und dem Finden von neuen Freunden und neuen Sichten, die nicht alles, aber ziemlich vieles erklären. Wenn man eine wirklich emotionale und tiefgründige Geschichte sucht, die einem ziemlich nahe geht und auch nach dem Lesen nicht mehr so schnell loslässt, ist diese hier genau richtig.
Greta Schulte, 15 Jahre