Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente

COverfoto: mein leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Copyright: Hanser

von Peter Bognanni
aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt
Hanser, 2018
gebunden, 269 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-446-25863-1
18,00 Euro

„Wenn du willst, dass alle Welt sich fragt, ob du komplett durchgedreht bist, solltest du am besten angezogen und mit deinem Laptop unterm Arm in einen See springen“

Tess und Jonah haben in den letzten sieben Monaten alles miteinander geteilt. Über Chat, Facebook oder Twitter haben sich die beiden gegenseitig von ihrem Leben erzählt, sich ihre Liebe erklärt und die verschiedensten Geschichten ausgetauscht. Dabei haben sie sich nur ein einziges Mal zuvor gesehen. Als Tess schließlich erfährt, dass sich Jonah das Leben genommen hat, versteht sie die Welt nicht mehr. Hat sie ihn doch nicht so gut gekannt, wie sie dachte? War ihre Liebe echt? Um ihre Trauer irgendwie zu verarbeiten, sendet Tess ihrem toten Freund weiterhin Nachrichten, mit der Hoffnung, dass sie irgendwann Antworten bekommt. Und eines Tages wird ihr tatsächlich zurückgeschrieben. Nur ist es nicht Jonah, der ihr schreibt, sondern jemand, der ihr einiges zu beichten hat…

Der Schreibstil des Autors ist jugendlich, lebendig und manchmal ein wenig verrückt. Genauso ist auch die Hauptperson Tess Fowler. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, hat ihren eigenen Kopf und eine besondere Sicht auf die Dinge. Bereits ab dem ersten Satz der Geschichte merkt man, dass man es mit einem ganz außergewöhnlichen Mädchen zu tun hat. Genauso ist auch ihre Familie. Nach Jonahs Tod kehrt Tess von ihrem Internat zurück zu ihrem Vater, welcher mit Leib und Seele Bestatter ist. Demnach ist auch seine Wohnung komplett mit Beerdigungskram gefüllt.

In ihrer Einsamkeit beschließt Tess, ihrem Vater bei seinen außergewöhnlichen Bestattungen zu helfen und trifft dabei auf ganz neue und prägende Menschen, die ihr nach und nach zeigen, dass sie mit ihrer Trauer nicht alleine ist. Durch ihre Begegnung mit Daniel, dem Jungen, den sie durch Jonahs Tod kennenlernt, kann sie endlich anfangen, die Dinge aus einer anderen Sicht zu betrachten. So beschließt sie zum Beispiel, mit ihm nach Italien zu reisen, zu dem perfekten Ort für Jonahs Abschied.

Tess ist ein Mädchen, das mir an einigen Stellen ein wenig zu inszeniert und unauthentisch rüberkam, sogar manchmal vielleicht ein wenig zu emotionslos. Dadurch zieht einen das Buch auch nicht runter oder überhäuft einen mit traurigen Szenen. Viel mehr zeigt es einem eine ganz neue Liebesgeschichte und eine ganz neue Art und Weise, mit dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen. Ich finde die Idee an sich sehr gut und interessant, jedoch hatte ich bei der Umsetzung häufig das Gefühl, dass viel entscheidende Handlung und einige wichtige Aussagen verloren gegangen sind. Vielleicht hätten der Geschichte ein paar Seiten mehr nicht geschadet, um auch Daniel besser kennenzulernen. Jedoch finde ich es sehr passend, dass nichts in diesem Buch zu kitschig oder komplett unrealistisch dargestellt wird.

Alles in allem handelt die Geschichte also vom Tod und der Liebe, dem Abschied und dem Neuanfang, sowie dem Mut, dem eigenem Leben nicht zu viel Erwartung zu schenken und die kleinen, schönen, wenn auch unvollkommenen Momente zu genießen und daran zu glauben, dass es immer weiter geht.

Tess´ Worte sprechen eigentlich für sich: „Unser ganzes Leben ist ein Haufen unvollkommener Momente. Und genauso unvollkommen ist die Liebe, die wir für andere empfinden. Und ehe wir uns versehen, ist alles vorbei. Und vielleicht sollten wir dieses kurze, unvollständige Glück feiern. Denn wenn irgendwann alles zu Ende geht, sind die Erinnerungen daran vielleicht alles, was uns bleibt.“

 

Greta Schulte, 15 Jahre

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