Verloren in Eis und Schnee

Coverfoto Verloren in Eis und Schnee
Copyright: Thienemann

Die unglaubliche Geschichte der Geschwister Danilow
von Davide Morosinotto
aus dem Italienischen von Cornelia Panzacchi
Thienemann, 2018
gebunden, 429 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-522-20251-0
18,00 Euro

Als Leningrad im zweiten Weltkrieg von den Nazis angegriffen wird, werden die Kinder der Stadt direkt nach Kriegsbeginn mit den „Zügen der Kinder“ evakuiert. Unter ihnen sind auch die fast vierzehnjährigen Zwillinge Nadja und Viktor Danilow. Noch vor dem Weg zum Bahnhof schärften die Eltern ihnen ein sich niemals zu trennen, doch kaum sind sie dort, werden Viktor und Nadja unterschiedlichen Zügen zugeteilt. In aller Eile beschließen sie Tagebuch zu führen, um dem jeweils anderen später alles ganz genau erzählen zu können. Viktors Zug Nummer 77 fährt zu einer Kolchose in der Nähe des Ural, in der er und die anderen Kinder arbeiten sollen und sicher vor dem Krieg sind. Dann erfährt Viktor jedoch, dass Zug Nummer 76, also Nadjas Zug, von Bomben der Deutschen in der Nähe von Mga zerstört und alle Insassen getötet wurden. Viktor ist jedoch davon überzeugt, dass seine Schwester noch am Leben ist und haut mit einer Gruppe von Kindern ab um sie zu suchen. Die Reise nach Mga wird ihnen durch viele Umwege und Schwierigkeiten erschwert, und auch die Kampf-Front verschiebt sich immer weiter nach Leningrad. Auch Nadja, die tatsächlich noch am Leben ist, flieht mit einer Gruppe von Frauen und Kindern. Werden die Geschwister sich am Ende wiedersehen? Werden sie den Krieg überleben oder wird ihre Heimat und ihr Leben letztendlich ausgelöscht?

Zu allererst muss ich sagen, dass die Idee, die beiden Geschwister Tagebuch führen zu lassen, wirklich genial ist. Die gesamte Geschichte wirkt wahnsinnig abwechslungsreich, da man immer wieder zwischen Nadjas und Viktors Schilderungen hin und her wechselt. Ein kleines „I-Tüpfelchen“ war für mich zusätzlich, dass Viktor in Rot und Nadja in Grün geschrieben hat, wodurch man die unterschiedlichen Teile auch optisch gut auseinander halten konnte. Zusätzlich wurden immer wieder Fotos, Zeichnungen und Karten eingefügt, als wären sie in die Tagebücher eingeklebt worden, wodurch das gesamte Buch unfassbar liebevoll gestaltet wirkt.

Doch auch vom Inhalt her hat mich das Buch voll und ganz überzeugt. Es ist wahnsinnig interessant zu beobachten, wie zwei ganz normale russische Kinder den Krieg hautnah miterleben und wie sie diese Erfahrung verändert. Sie reifen beide extrem und lernen sich durchzukämpfen. Die Lasten, die beide auf sich nehmen um einander wiederzufinden, sind unbeschreiblich und unglaublich spannend mitzuverfolgen.

Auch der historische Hintergrund ist sehr gut in die Handlung eingearbeitet, so gibt es zum Beispiel Szenen in einem Arbeitslager, in dem die Gefangenen gezwungen werden, quasi bis zum Umfallen zu arbeiten. Diese Dinge sind zwar grausam und auch andere Szenen in dem Buch werden ziemlich hart beschrieben, allerdings zeigt die Geschichte gerade dadurch sehr authentisch, wie sehr die Menschen im Krieg leiden mussten. Besonders gut hat mir außerdem gefallen, dass gezeigt wurde, dass nicht alle Deutschen zu der Zeit Nazis waren, sondern dass es auch zahlreiche Deutsche gab, die gegen Hitler waren, so zum Beispiel die Eltern von Viktors Freundin Klara. Ich persönlich finde es bei Geschichten mit historischem Hintergrund immer wichtig, nicht alle Menschen in einen Topf zu packen und das ist diesem Buch wirklich gut gelungen.

Ann-Kathrin Opiolka, 16 Jahre

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert